Das Bergdorf Obersalzberg war bereits in den 1920er Jahren stark vom Fremdenverkehr geprägt.
Der historische Ort
Der Obersalzberg
Adolf Hitler hatte am Obersalzberg einen Wohnsitz. Zwischen 1933 und 1945 befand sich hier das neben Berlin wichtigste Machtzentrum der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Heute ist der Obersalzberg stark vom Tourismus geprägt. Gleichzeitig ist er ein wichtiger Lern- und Erinnerungsort an die Zeit des Nationalsozialismus. Im Laufe des 20. Jahrhunderts veränderte sich der Ort massiv – erst durch und für Hitler, dann nach und gegen Hitler.
Vor 1933
Bergbauerndorf und heilklimatischer Höhenkurort
Auf dem Obersalzberg befand sich bis 1933 ein vom Fremdenverkehr geprägtes Bergbauerndorf. Ab den 1860er Jahren kamen immer mehr Adelige und wohlhabende Städter*innen, die am Obersalzberg die Sommerfrische genossen. Vielen gefiel es so gut, dass sie eigene Ferienhäuser erwarben. Auch zahlreiche Pensionen und Gasthäuser entstanden. Seit 1921 war der Obersalzberg „heilklimatischer Höhenkurort“.
1923 kam Adolf Hitler erstmals auf den Obersalzberg. Seither zog er sich immer wieder hierher zurück, insbesondere um wichtige politische Entscheidungen vorzubereiten. 1928 mietete und 1933 kaufte er das Haus Wachenfeld.
1933-1945
Das Führersperrgebiet als Schaltzentrale der Macht
Mit der Machtübernahme 1933 änderten sich die Ansprüche und Anforderungen an das Haus – es war dem “Führer” bald zu bescheiden und zu klein. In mehreren Schritten ließ er es deshalb bis 1936 zum repräsentativen Berghof ausbauen. Es entstand eine Mischung aus Regierungs- und privatem Wohnsitz, an dem der Diktator in einem Kreis enger Vertrauter über die Politik des Regimes, über Verfolgung, Krieg und Völkermord entschied.
Zugleich nutzte die nationalsozialistische Propaganda die idyllische Bergkulisse für die medienwirksame Inszenierung Hitlers als volksnahen Kanzler, Kinder- und Naturfreund, guten Nachbar und großen Staatsmann. Der Berghof bildete das Zentrum eines streng abgeschirmten “Führersperrgebiets”. Auch andere wichtige Nationalsozialisten wie Hermann Göring, Martin Bormann und Albert Speer besaßen hier eigene Häuser. Es gab außerdem eine Kaserne für die SS-Wachmannschaften, Verwaltungsbauten und einen Gutshof für die Versorgung. Das Dorf und seine Bewohner*innen mussten weichen. Die meisten Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht, nur wenige wurden weiter genutzt.
Am 25. April 1945 bombardierte die britische Royal Air Force das Gelände und zerstörte einen Großteil der Gebäude.
In den 1930er Jahren entstand das sogenannte Führersperrgebiet. Die Tuschezeichnung von Franz Weiss aus dem Jahr 1941 zeigt ein Idealbild: so sollte es nach Abschluss der Arbeiten aussehen. Vom alten Bergdorf blieb nichts übrig.
Der Obersalzberg nach 1945
Tourismusort und Lernort
Am 4. Mai 1945 besetzten amerikanische und französische Soldaten den Obersalzberg. Die US-Armee nutzte das Areal bis 1996 als Recreation Area und schickte Soldaten aus ganz Europa zur Erholung hierher.
Aus Angst, der Obersalzberg könnte erneut ein “Wallfahrtsort” für Hitler-Anhänger*innen werden, ließen die bayerische Staatsregierung und die amerikansichen Besatzungsbehörden 1952 fast alle Ruinen, darunter auch die des Berghofs, sprengen. Doch die NS-Geschichte des Obersalzbergs zog weiterhin Neugierige und Hitler-Verehrer*innen an.
Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte beschloss die Bayerische Staatsregierung in Abstimmung mit dem Landkreis und der Marktgemeinde Berchtesgaden das „Zwei-Säulen-Konzept“: Die Wiederbelebung und Förderung des Tourismus am Obersalzberg sollte Hand in Hand gehen mit der historischen Aufarbeitung der NS-Geschichte. Am 20. Oktober 1999 wurde die Dokumentation Obersalzberg als Ort der Information, des Lernens und der Erinnerung eröffnet.