Dokumentation Obersalzberg startet Workshop zu Schloss Kleßheim im Nationalsozialismus – in Zusammenarbeit mit Uni Salzburg
Ein neuer Workshop der Dokumentation Obersalzberg blickt über die Landesgrenzen hinaus: „Vom Berghof zu Schloss Kleßheim: Umgang mit NS-Täterorten“ wurde in Zusammenarbeit mit der Paris-Lodron-Universität Salzburg entwickelt.
Im Rahmen des Studienseminar „Public History: Nationalsozialismus in Salzburg“ entwickelte eine Gruppe von Studierenden der Universität Salzburg unter Leitung von Johannes Dafinger und Robert Obermair gemeinsam mit der Dokumentation Obersalzberg ein neues Bildungsangebot. Es rückt Schloss Kleßheim in Salzburg in den Fokus, das als „Gästehaus des Führers“ enge Verbindungen zu Hitlers Bergresidenz am Obersalzberg hatte.
Ausgehend von der Dauerausstellung „Idyll und Verbrechen“ der Dokumentation Obersalzberg erarbeiten sich die Teilnehmenden die Funktionen, die das Schloss Kleßheim als Satellit von Hitlers Herrschaftssitz erfüllte. Außerdem befassen sie sich mit der Frage, wie heute mit solchen historischen Orten umgegangen werden kann.
Das Barockschloss Kleßheim liegt etwa 30 Kilometer vom Obersalzberg entfernt am Stadtrand von Salzburg. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde es auf Vorschlag des Salzburger Gauleiters Friedrich Rainer zum „Gästehaus des Führers“ umgebaut. Für den Umbau wurden auch Zwangsarbeiter herangezogen. Das Schloss erhielt einen eigenen Bahnhof, Zufahrt zur Reichsautobahn – und eine Abhöreinrichtung zur Überwachung der hochrangigen Gäste.
Ab 1942 traf Hitler im Schloss Kleßheim zahlreiche ausländische Staatschefs, darunter den italienischen „Duce“ Benito Mussolini, den rumänischen Diktator Ion Antonescu oder den ungarischen Reichsverweser Miklós Horthy.
Nach Kriegsende diente Kleßheim als Sitz der US-Militärverwaltung. Heute beherbergt es das Casino Austria. Nur eine kleine Infotafel am Parkplatz erinnert mit wenigen Sätzen an die NS-Vergangenheit.
Die Studierenden Maximilian Aigner, Cassandra Burgstaller, Maria Geiser, Katharina Monger und Laura Szentivanyi haben den Workshop gemeinsam erarbeitet. Cassandra Burgstaller fasst stellvertretend für das Projektteam die Motivation zusammen:
„Schloss Kleßheim ist sowohl Täter- als auch Opferort der NS-Zeit: ein Ort, an dem NS-Politik geplant und Menschen ausgebeutet wurden. Vor Ort wird dieser Teil der Geschichte bislang kaum thematisiert, umso wichtiger ist es, diesen Aspekt im Workshop aufzugreifen. Wir sind sehr dankbar für die Zusammenarbeit mit der Dokumentation Obersalzberg, die uns als Studierendengruppe die Möglichkeit gab, ein pädagogisches Format dafür zu entwickeln.“
Die Studierenden konnten bereits einen Testlauf mit einer Klasse des Christian-Doppler-Gymnasiums Salzburg durchführen. Dieses Feedback arbeitete das Bildungsteam der Dokumentation Obersalzberg in den Workshop ein. Dieser ist somit das Produkt einer engen Zusammenarbeit zwischen den Studierenden der Universität Salzburg und des Bildungsreferats der Dokumentation Obersalzberg.
„Es war uns in diesem Projekt enorm wichtig, die Studierenden selbstständig die Inhalte und den Aufbau des Workshops entwickeln zu lassen. Wir vom Bildungsreferat der Dokumentation Obersalzberg standen während des Projekts stets beratend zur Seite. Der Workshop ergänzt nun ideal unser Bildungsangebot – gerade, weil er über die Landesgrenzen hinausblickt.“, so die Bildungsreferentin Nadine Tauchner.
Johannes Dafinger, Leiter der Lehrveranstaltung, freut sich ebenfalls über die gelungene Zusammenarbeit der zwei Institutionen: „Zum einen war die Zusammenarbeit für die Studierenden sicherlich ungeheuer lehrreich. Zum anderen verschwinden die Ergebnisse der intensiven Recherchen zur höchst relevanten Geschichte von Schloss Kleßheim in der Zeit des Nationalsozialismus nun nicht in der Schublade, sondern werden – aufbereitet für eine junge Zielgruppe – durch das Team der Dokumentation Obersalzberg in den Workshops an Schülerinnen und Schüler weitervermittelt. Genau das war unser Ziel.“
Der aus dieser Zusammenarbeit entstandene Workshop „Vom Berghof zu Schloss Kleßheim: Umgang mit NS-Täterorten“ kann ab sofort in der Dokumentation Obersalzberg gebucht werden.