„Auschwitz – Architektur der Vernichtung“: Neue Sonderausstellung in der Dokumentation Obersalzberg
Ab dem 7. November 2025 zeigt die Dokumentation Obersalzberg eindrucksvolle Fotografien von Tomasz Lewandowski, die sich mit der Architektur des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz auseinandersetzen.
Was erzählt uns die Architektur von Auschwitz über ihren Nutzen für den Massenmord? Sind Gebäude Zeugen von Verbrechen? Und wie gehen wir heute mit diesen materiellen Spuren um? Das sind Fragen, mit denen uns die Aufnahmen des Fotokünstlers Tomasz Lewandowski konfrontieren.
Tomasz Lewandowskis großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien geben die baulichen Strukturen des Lagers in zentraler Komposition und unter konstanten Lichtverhältnissen wieder. Sie verzichten bewusst auf eine emotionale Inszenierung und ermöglichen einen analytischen Blick auf diesen Ort des Verbrechens.
Dadurch offenbart sich, wie sehr die Architektur des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau einer einzigen Logik folgte: Die Formen der Gebäude waren vollständig ihrer Funktion als Instrumente des „industrialisierten“ Massenmords untergeordnet. In Auschwitz setzte sich das berühmte architektonische Prinzip „form follows function“ in seiner radikalsten Ausprägung um – eine Formel, die auf den US-amerikanischen Architekten Louis Sullivan, einen der Wegbereiter der modernen Architektur, zurückgeht.
Obwohl Auschwitz und die Bergwelt des Obersalzbergs geografisch weit voneinander entfernt liegen, sind beide Orte eng miteinander verbunden: Am Obersalzberg befahl Hitler den Einmarsch der Wehrmacht nach Ungarn. In der Folge wurden über 400.000 ungarische Jüdinnen und Juden nach Auschwitz deportiert und dort größtenteils ermordet. Eine ausführliche Darstellung dieser Verknüpfung ist Teil der Dauerausstellung „Idyll und Verbrechen“.
Im Rahmen der Sonderausstellung bietet die Dokumentation Obersalzberg geführte Rundgänge an. Die intensive Auseinandersetzung mit der Verflechtung des Täterorts Obersalzberg und des Tatorts Auschwitz in der Dauerausstellung schlägt eine Brücke zu Tomasz Lewandowskis fotografischer Annäherung an Auschwitz als Ort des Verbrechens. Die Rundgänge laden zur Reflexion über den Umgang mit materiellen Zeugnissen nationalsozialistischer Verbrechen ein.
Tomasz Lewandowski, geboren 1978 in Nysa (Polen), lebt und arbeitet in Deutschland als Fotograf, Dozent für Fotografie und Kunstkurator. In seinen fotodokumentarischen Arbeiten beschäftigt er sich vor allem mit den soziologischen und politischen Aspekten von Architektur, Stadtplanung und Design im Kontext der historischen Landschaft.
Dieses Foto-Projekt wurde von der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt gefördert und von der Stiftung Internationales Jugendbegegnungszentrum in Oświęcim/Auschwitz unterstützt.
Die Sonderausstellung „Auschwitz – Architektur der Vernichtung“ ist von 7. November 2025 bis 26. April 2026 in der Dokumentation Obersalzberg zu sehen.