Vernichtung und Familienidyll: „The Zone of Interest“ im Obersalzberger Filmgespräch
Der zweifache Oscar-Gewinner „The Zone of Interest“ stellt den Familienalltag von Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß und seiner Ehefrau Hedwig in den Mittelpunkt.
Die Familie Höß wohnte mit ihren fünf Kindern gleich vor den Mauern von Auschwitz. „The Zone of Interest“ zeigt die brutale Gemütlichkeit eines privilegierten Lebens: Die Mutter ist stolz auf ihren Garten, den KZ-Insassen pflegen. Die Kinder baden im Schwimmbecken. Der Vater empfängt in der Wohnstube Vertreter für Hochleistungskrematorien. Die Schrecken bleiben visuell im Hintergrund, man sieht sie nicht. Trotzdem drängen sie nach vorne, man hört sie: Schüsse, Hundegebell, Schreie, das Lodern von Flammen.
„The Zone of Interest“ ist ein Holocaust-Film – aber er ist anders als seine Vorgänger: Er stellt nicht den Vernichtungsprozess in den Mittelpunkt, sondern erkundet in einer fast schon dokumentarischen Bildsprache das Privatleben der Täter. Sie hatten einen Feierabend und Familien – private „Normalität“ im Schatten der Krematorien? Darüber sprechen im Anschluss an den Film die Historikerin Anna-Raphaela Schmitz und der Historiker Johannes Hürter.
Die größte Mordaktion, die Rudolf Höß in Auschwitz organisierte, war die Vernichtung von fast 400.000 ungarischen Juden im Frühjahr und Sommer 1944. Hitler hielt sich in dieser Zeit am Obersalzberg auf. In der Idylle „seiner“ Berge befasste sich der Diktator mit Fragen der Besetzung Ungarns, das kurz zuvor noch ein Verbündeter gewesen war, und traf sich mit Reichsführer-SS Heinrich Himmler. Die Dokumentation Obersalzberg zeigt deshalb die Privatfotos der Familie Höß in ihrer Ausstellung.
„The Zone of Interest“ wurde 2024 mit zwei Oscars ausgezeichnet, als bester internationaler Film und für den besten Ton. Dargestellt werden Rudolf und Hedwig Höß von den beiden deutschen Schauspielern Sandra Hüller und Christian Friedel, Regie führte der britische Regisseur Jonathan Glazer.
Das Obersalzberger Filmgespräch findet am 15. Mai 2024 um 19 Uhr im Kino Berchtesgaden im AlpenCongress statt. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten: info@obersalzberg.de